Reggio-Pädagogik

Die Reggio-Pädagogik ist ein Erziehungskonzept, das in der norditalienischen Stadt
Reggio Emilia entwickelt wurde und dort in 13 städtischen Krippen und 20 Kindertagesstätten praktiziert wird. Wir sind von dem Konzept begeistert und setzen die Grundsätze der Reggio-Pädagogik um, soweit wir räumlich dazu in der Lage sind.
Das Grünpünktchenpersonal besucht Fortbildungen über Reggio-Pädagogik. Wichtigster Entwicklungsgeber war der Leiter der kommunalen Krippen und Kindergärten
Loris Malaguzzi (1920-1994). Unter seiner Initiative wurde dieses neue pädagogische
Konzept ab den späten 60er Jahren erdacht und umgesetzt.
Die Reggio-Pädagogik wurde 1991 von der UNESCO als die weltweit beste Pädagogik zur Erziehung von Kindern im Alter von 0 - 6 anerkannt.
„Kinder sind - ebenso wie Dichter, Musiker und Naturwissenschaftler - eifrige Forscher und Gestalter.
Unsere Aufgabe besteht darin, die Kinder bei ihrer Auseinandersetzung mit der Welt zu unterstützen, wobei all ihre Fähigkeiten, Ausdrucksweisen und Kräfte eingesetzt werden.“ (Loris Malaguzzi)

Grundsätze der Reggio-Pädagogik
Wesentliches Ziel der Reggio-Pädagogik ist eine ganzheitliche und umfassende Entwicklung und Förderung des Kindes.
Loris Malaguzzi betont:
"Sich als Ganzes zu fühlen, ist für das Kind - wie auch für jeden Menschen - eine biologische und kulturelle Notwendigkeit: ein lebensnotwendiger Zustand des Wohlbefindens."
Die Grundsätze der Reggio-Pädagogik sind begründet in einem humanistischen,
demokratisch geprägten Menschen- und Gesellschaftsbild. Darin werden die Kinder als kompetente, starke und kreative Persönlichkeiten betrachtet.
Der Erziehung kommt die Aufgabe zu, diesen Reichtum der Kinder zu bewahren und zu fördern. Die „gemeinschaftliche Aufgabe Erziehung“ erfolgt dabei im Dialog mit allen Beteiligten: dem Kind selbst, seiner Familie, den Erzieherinnen und der Umgebung. Die Reggio-Pädagogik ist kein fertig ausgearbeitetes Erziehungsprogramm, sondern wird von den Erzieherinnen im Wechselspiel zwischen Theorie und praktischer Erfahrung täglich weiterentwickelt.

• „Hundert Sprachen hat das Kind“
Dieser Leitsatz der Reggio-Pädagogen/innen, bringt zum Ausdruck, dass Kinder nicht nur über eine Sprache verfügen, sondern vielmehr in „100 Sprachen“ denken und kommunizieren, ihre Umwelt erfahren und verarbeiten. In diesen 100 Sprachen verdeutlichen sich das einzigartige Potenzial und die Kreativität der Kinder, die sie in gesprochenen Worten, Zeichnungen oder durch Schauspiel ausdrücken.
• Das Material
Beim Spiel- und Arbeitsmaterial in der Reggio-Pädagogik handelt es sich meist um diverse Alltagsmaterialien und Werkzeuge wie Pinsel, Scheren, Gips, Schrauben, Holz, Farben usw. Es gibt Naturmaterialien, durch die sich die Kinder mitteilen können, die sie sortieren und bearbeiten können.
• „Der Raum als Erzieher“
Der räumlichen Ausgestaltung kommt in Einrichtungen der Reggio-Pädagogik eine
besondere Bedeutung zu. Die Räume sollen die Kinder durch ihre Ausstattung anregen,
selbst aktiv zu werden.
Neben den zahlreichen Bild- und Fotoserien, Plakaten befinden sich an den Wänden
auch zahlreiche Spiegel, in denen die Kinder sich wahrnehmen und verschiedene Perspektiven entdecken können.
• Die Dokumentation
Ein wichtiges Element in der Praxis der Reggio-Pädagogik ist die Dokumentation der
Aktivitäten und Fortschritte der Kinder.
Diese für alle sichtbare Dokumentation vermittelt den Kindern eine Wertschätzung und Achtung ihres Tuns und bietet den Eltern und Erzieherinnen einen Einblick in die Entwicklung und die Vorlieben jedes Kindes.
• Die Rolle der Erzieherinnen
Die Erzieherinnen in der Reggio-Pädagogik verstehen sich als Kooperationspartnerinnen
und Begleiterinnen der Kinder. Die Erzieherinnen beobachten und interpretieren das
Verhalten der Kinder und hören ihnen zu, um den Kindern dann gezielte Angebote und
Impulse für ihr Spiel oder neue Projekte geben zu können.
In der Reggio-Pädagogik kommt es oft zu sogenannten Projekten. Diese entstehen aus
einer Vorliebe eines Kindes oder aus einer Idee heraus, und werden dann in Projekten
unterschiedlicher Dauer umgesetzt; die Spanne reicht von zwei Stunden bis zu einem
Jahr. Die Erfahrungen im täglichen Umgang mit den Kindern werden von den Erzieherinnen genau dokumentiert.
Der Erzieherin in Reggio Emilia werden drei wesentliche Rollen zugewiesen, die als
• Wegbegleiterin (d.h. sie bestärkt das Kind in seinen Selbst-Lern-Prozessen)
• Forscherin (d.h. sie stellt herausfordernde Fragen, Ideen; gestaltet Raum und Zeit; präsentiert Gegenstände und Material; gibt Nähe und Zuwendung)
• Zeugin (d.h. sie beobachtet die Kinder, dokumentiert ihre Lernprozesse und frägt sich immer wieder: „Was brauchen die Kinder für ihre Entwicklung und Bedürfnisse?"
Eine gute Erzieherin vermittelt nicht nur Wissen, sondern versucht, Kenntnisse zusammen mit den Kindern zu konstruieren. Sie lernt von den Kindern, welche Wege sie genommen haben.“ (aus Reggio)

Resilienz ➞ psychische Widerstandsfähigkeit Re
Resilienz ist die Grundlage für positive Entwicklung, Gesundheit, Wohlbefinden und hohe
Lebensqualität sowie der Grundstein für einen kompetenten Umgang mit individuellen,
familiären und gesellschaftlichen Veränderungen und Belastungen.

• Umgang mit Verlusten und Krisen
In der Eingewöhnungsphase kann das einzelne Kind bereits einen positiven Umgang mit
Verlusten und Krisen erfahren. Das Kind erlebt, dass sehr viele Gespräche zwischen den
Eltern und dem Betreuungspersonal geführt werden und wie diese Personen gemeinsam
nach optimalen Lösungen zu seinem Wohl suchen. In einem derartigen Eingebundensein
erfährt das Kind Ressourcen im Umgang mit Trennungen und wird möglicherweise gestärkt, zukünftigen Veränderungen positiv entgegen zu sehen.
Eine Bezugsperson scheidet aus dem Berufsleben aus. Sehr früh schon bindet die
betreffende Betreuerin die Kinder in ihre Abschiedsphase mit ein. Sie erzählt von ihren Zukunftsplänen...
Wir finden einen toten Vogel auf dem Spielplatz. Wir versuchen die Fragen der Kinder zu beantworten, begraben den Vogel evtl. gemeinsam.

• Umgang mit Wettbewerb, Fehlern und Versagen
Kinder wetteifern um die größte Sandburg. Es gibt Streit um die große Schaufel, der
Älteste übernimmt die Bauleitung für eine große Burg, die Kleineren „zerkrabbeln“ des
Öfteren die angefangene Burg. Jemand hat die Idee, Wache zu stehen.
Ein anderes Kind weiß, dass man den Sand nass machen muss, dann kann man besser bauen.
Wir, als Team, lassen Konflikte bei den Kindern zu, agieren beobachtend, begleitend
und nicht sofort eingreifend. Die Kinder brauchen dieses Übungsfeld, um eigene,
gewaltfreie Lösungen entwickeln zu können.

• Umgang mit Märchen, Geschichten und Liedern
Geschichten, Märchen und Lieder können unserer Einschätzung nach dann als
resilienzfördernd bezeichnet werden, wenn die Inhalte dieser Texte Probleme in der
Weise ansprechen, dass die Protagonisten aus eigener Kraft Lösungen entwickeln.
Kinder identifizieren sich mit der Figur aus dem Märchen oder aus der Geschichte und
durchleben mit ihr ihnen bekannte Alltagsprobleme. Sie können Stück für Stück ins
Geschehen eintauchen, mitempfinden und sich sowohl intuitiv als auch rational damit
auseinandersetzen. Dabei werden sie immer wieder mit neuen Lösungsformen konfrontiert. Das stärkt Kinder und macht ihnen Mut, eigene Probleme zu bewältigen.
Wir erzählen die Geschichten vorwiegend frei, um in Interaktion mit dem Kind oder
den Kindern zu bleiben.
Die häufig große Aufmerksamkeit auch der jüngeren Kindern während der Erzählungen, ihre Fragen und der Dialog nach den Geschichten zeigen uns, dass diese pädagogischen Instrumente einen hohen Stellenwert für die gesunde Entwicklung des Kindes darstellen.

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